Archiv
Arte Fiera Bologna / Messe
under destruction
03.02. – 5.02.2023
Wir zeigen folgende Künstler*Innen:
Evelyn Loschy (Österreich)
Marko Marković (Kroatien)
Giovanni Morbin (Italien)
Slaven Tolj (Kroatien)
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under destruction
03.02. – 5.02.2023
Wir zeigen folgende Künstler*Innen:
Evelyn Loschy (Österreich)
Marko Marković (Kroatien)
Giovanni Morbin (Italien)
Slaven Tolj (Kroatien)
BolognaFiere
Halle 25 und 26
Piazza Costituzione, 6, 40128 Bologna
galerie michaela stock Messestand: P25 / B11
Mehr lesenWenngleich die Phrase den Grundethos von „Under Destruction“ beschreibt, spielt die Ausstellung selbst mit den Erwartungen, die üblicherweise an ein solches zerstörerisches Thema geknüpft sind. Im Zentrum sollen nicht nur verschiedene Zerstörungsarten in der Kunst stehen, sondern auch, viel wichtiger, wozu diese überhaupt eingesetzt werden. Der Begriff Auto-destructive art wurde vom Künstler Gustav Metzger in den frühen 1960er Jahren erfunden, um radikale Kunstwerke zu beschreiben, bei denen Zerstörung Teil des Schaffensprozesses ist, wodurch das Opfer selbst zum Kunstwerk wird.
Die für ART BOLOGNA konzipierte Ausstellung hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen und umfasst Werke ebenso wie Performances (Video, Fotografie) und kinetische Skulpturen von vier Konzept KünstlerInnen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und Alter. Diese Vier widmen sich dem Thema Identität und schaffen so gegenseitige Anknüpfungspunkte. So wird ihr Zugang zu komplexen menschlichen Vorgängen verdeutlicht, wobei der Schwerpunkt auf dem Dasein der Menschen liegt, hin- und hergerissen zwischen (sozialen) Standards, (physisch-emotionalen) Möglichkeiten und künstlerischen Strategien und auch Bezug auf Geschichte, politische Strukturen und wirtschaftlichen Wandel genommen wird. Erzählt wird eine Geschichte des Widerstands, eine Geschichte innerer Konflikte und des Kampfs um Macht und Unterwerfung. Die ausgestellten Performance-Künstler*innen radikalisieren den künstlerischen Akt und erforschen den aktiven Schmerz des Erduldens und verwischen somit die Grenze zwischen physischem und psychologischem Ansatz. Der Einsatz des Körpers und all seiner empirischer Implikationen umfasst auch ideologische und soziale Wertungen.
Performance Marko Markovic
Performance Giovanni Morbin
Performance Slaven Tolj
Presseartikel Art Magazin, 2023
Evelyn Loschy arbeitet mit einer großen Vielfalt an Materialien und Methoden, die von Video, Foto bis hin zu kinetischen, (selbst-)zerstörerischen Skulpturen reichen. Die (Selbst-)Zerstörung wird für die junge österreichische Künstlerin zu einem konstruktiven Element, das einen Transformationsprozess einleitet.
Das Performance-Video FRICTION zeigt zwei Performer, die Masken aus Schleifpapier tragen und ihre Gesichter aneinander schmiegen. Eine liebevolle Bewegung, die durch das Geräusch des reibenden Schleifpiers kontrastiert wird und im Laufe der Performance an Intensität und destruktivem Charakter gewinnt. Wie bei ihren kinetischen Skulpturen und anderen Kunstwerken verwendet die Künstlerin ein emotionales Vokabular und weckt damit verborgene Empfindungen und vergessene Erinnerungen.
Der junge kroatische Performancekünstler Marko Marković erforscht in seiner Performance „Southeast sadness in Central Europe“ Veränderungen in der Wahrnehmung, indem er Blumen isst und so seinen Körper und Geist in einen Rauschzustand mit Blütenenzymen versetzt. Diese Performance zeigt auf, dass der Konsum artifizieller Schönheit, die in unserem kapitalistischen System reichlich angeboten wird, tödlich sein kann. Marko Marković interessiert sich für Transformationsprozesse zwischen dem Individuum und der Gesellschaft, bei denen er insbesondere die Beziehung von Unter- und Überlegenheit sowie von Macht und Ohnmacht hinterfragt. Als künstlerischer Forscher befasst sich Marko Marković mit kollektivem Engagement in selbstorganisierten Gesellschaften. Seine Werke beschäftigt sich mit Performancekunst, Interventionen im öffentlichen Raum, Skulptue und Video.
Der Performance- und Konzeptkünstler Giovanni Morbin arbeitet stets mit seinem Körper und schreckt auch nicht vor radikalen, zerstörerischen Performances zurück, um auf politische oder soziale Missstände hinzuweisen. Seit 1978 befassen Morbin sich in seine Werke und Performances mit Objekten, die für das tägliche Leben in Verwendung sind und denen er eine neue Wertigkeit verleiht. Sie fungieren wie ein Werkzeug für seine Kunstwerke. 1995 gründete er TOTAL SURFACE, hybride Aktionen, wo mit tierische, pflanzliche, mineralische und künstliche Partner agiert wird. Er setzt seinen Körper ein, um Geschichten über offenen Widerstand und innere Konflikte zu erzählen, Geschichten über einen emotional aufgeladenen Kampf um Macht und Unterwerfung.
Die neue Performance Il mio peso su di me von Giovanni Morbin findet während der Eröffnung statt. Der Künstler sitzt auf einem hölzernen Sockelstuhl und eine rosafarbener portugiesischer Marmor wird sich auf ihn setzen. Der Marmor hat das gleiche Gewicht wie der Künstler. Morbin erforscht eine subtile und sensible Beziehung zwischen Aktion, Material, Zeit und Dauer und hinterfrag den Druck der Gesellschaft, in sozialen und politischen Situationen in unserer heutigen Zeit.
Der kroatische Biennale und Documenta Künstler Slaven Tolj erreichte internationale Anerkennung durch seine Installationen, Body-Art und Performances, die ausgeprägte politische und soziokulturelle Kritik widerspiegelt. Die Performance Natur & Gesellschaft des Künstlers kann als ein Beispiel für die Reflexion des schmerzhaften Prozesses der Verankerung einer neuen sozialen Identität als Reaktion auf die politischen Veränderungen in einem posttotalitären Umfeld interpretiert werden. Tolj zerstörte ein Hirschgeweih, das er von seinem Großvater geerbt hatte und das diesem vom faschistischen Führer Benito Mussolini geschenkt worden war. Als er mit dem Hirschgeweih auf dem Kopf gegen eine Wand, seinen Schatten ankämpft, verletzte Tolj seine Wirbelsäule.